Regie Yuval Adler / USA 2023 / FSK 16 / 90 Min.

Drehbuch Luke Paradise

Mit Nicolas Cage / Joel Kinnaman / Kaiwi Lyman / Burns Burns

Produktion Capstone Global

 

Ist es auch Wahnsinn, so hat es doch Methode. Als er im Traum Kenntnis von der Ermordung seines Vaters sowie der darauffolgenden Heirat seiner Mutter mit seinem Onkel Claudius erlangt, scheint dem titelgebenden Helden, in William Shakespeares Hamlet etwas faul im Staate Dänemark zu sein. So verschreibt er sich fortan der Suche nach den Mördern und Mitverschwörern seines Vaters und sinnt auf unerbittliche Rache. Dabei nutzt er die Hilfe der Maske des Wahnsinns. Um sein wahres begehren zu verschleiern und unerkannt zu bleiben da er nicht wissen kann wer am hinterhältigen Mord aus seinem Umfeld beteiligt gewesen war. Das dies jedoch Methode sei bemerkte schon bald der königliche Oberkämmerer Polonius, der dazu mit scharfem Verstand anmerkte, dass es einen vernünftigen Grund gäben müsse für etwas, das verrückt erscheint. Ergo der Wahnsinn sei Mittel zum Zweck.  Wann immer Nicolas Cage in seinen Filmen, nunmehr 121 an der Zahl, die Hamletsche Maske des Wahnsinns trägt ist er am stärksten. In Sympathy for the Devil, dauert die Wartezeit auf ebene jene Maske nur solange bis zum Zeitpunkt als die existenzielle Frage den Raum erhellt, ob Cheddar oder Mozzarella als Einlage auf dem Thunfisch Sandwich der einzige richtige Gaumenschmaus markiere.

Cage ist Vielfilmer, ob aus Geldnöten oder der Leidenschaft zur Schauspielerei, bleibt nebulös. Wenn wir jedoch eine dritte Option für uns in Betracht ziehen, landen wir unwillkürlich bei eingangs erwähnten Prinzen aus Dänemark- namentlich Hamlet. In dessen Verlauf der Storyline oder besser formuliert, im 2. Akt, der Held beim Aufeinandertreffen mit seinen alten Schauspielerfreunden, ihnen unverblümt offenbart, dass er seinen Lebensmut verloren hätte. „Denn an sich ist nichts weder gut noch böse, das Denken macht es erst dazu. Für mich ist es ein Gefängnis.“ Was darauf hinweist, dass seine persönliche Einstellung die Färbung und Wahrnehmung der Umwelt ausmache. Für Hamlet wird Dänemark daher zum Gefängnis, einem grausamen Ort, der ihn festhält und dem er nicht entfliehen kann. Wenn wir nun anstelle für Dänemark, Hollywood einsetzen und dazu uns ins Gedächtnis rufen, das dieser Ort einst ein blühender und fruchtbarer Boden für den Oscargewinner Cage darstellte, der aber nun dazu verdammt ist in Direct-to-Video Produktionen sein Dasein zu fristen, dann ist Cage ganz nah an Hamlet. Letztlich egal für welche Begründung wir uns entscheiden beantworten kann es nur Cage selbst für sich.

In Sympathie fort he Devil wird sehr schnell die Frage nach dem WIE geklärt und in enge Leitblanken gefasst, die nur eine Richtung kennen, die Vorwärts heißt. Wartend auf eine Parkgelegenheit in der Tiefgarage des örtlichen Krankenhauses um Zugang zur entbindenden Partnerin zu erlangen, sieht sich Joel Kinnaman plötzlich einem mysteriösen Passagier in Person von Nic Cage, mit vorgehaltener Revolver gegenüber, der ihn zwingt ohne lange Umschweife loszufahren. Die Frage des WARUM wird bis weit ins letzte Drittel verfrachtet und lediglich am Ende der Reise offenbart sich die gesamte Tragik der Geschichte die uns Yuval Adler über etwas mehr als 90 Minuten erzählt. Bis es zur besagten Maske des Wahnsinnes kommt im Roadhouse Restaurant, verbringen Cage und der werdende Vater einige Zeit im Auto mit klarer Rollenverteilung. Doch dass etwas nicht stimmt im Staate Dänemark um im Bilde zu bleiben, lässt sich dann doch nicht verbergen. Es brodelt unter der Oberfläche des besorgten Vaters. Durch Cages Kidnapping kann er nicht wie geplant zu seiner Frau zur Station gelangen, sondern muss mit Cages unangenehmer Person vorliebnehmen. Doch ist es nur die Sorge nicht zu seiner Frau zu können oder ist da mehr unter dieser unscheinbaren Figur des Vaters vergraben? Diese Frage bleibt all die Zeit über akut, sind die Rollen das unfreiwillige Pärchen auch wirklich so eindeutig klar, wie zu Beginn der Reise umrissen oder werden die Masken bald fallen?

Worte wie schwarz humorig und launisch treffen den Kern des Grundtons besser als die Attribute düster und unheilvoll. Es ist einer jenen Filmen bei dem das Drohszenario „Fremder mit Knarre im Auto“ ununterbrochen flankiert wird mit allerlei sarkastischen Eskapaden von Cage, bei dem Joel Kinnaman eher zum Sparringspartner degradiert wird der sich immer wieder den einprasselnden Sprüche Salben von Cage sich ausgesetzt sieht. Düster wird es deswegen eher selten bis gar nicht. Blutig hier und da mal schon, wenn Cage sich in Rage redet und die Unhöflichkeit des Gegenübers mit Pistolen Salven quittiert. Was aber wiederum nicht den Hauptcharakter des Films widerspiegelt, der sich über genannte andere Stärken definiert als über ausufernde Gunfights oder blutige Zweikämpfe.

Sympathie fort he Devil zieht seinen Reiz aus der auf dem Rücksitz lauernden Figur von Nic Cage der hier fast schon ein Best of seiner Cholerischen Anfälle aus all seinen Werken zelebriert. Das Setting gibt es jedenfalls her das beste zum Vorschein zu fördern was in Cage noch steckt. Hier wird Cage nicht in den wilden Westen verfrachtet, muss sich nicht durch den Urwald kämpfen oder als traumatisierter Feuerwehrmann über seine Erlebnisse sinnieren. Regisseur Yuval Adler lässt Cage von der Leine und lässt Cage einfach Cage sein. Sympahty for the Devil wird kein Meilenstein im Oeuvre des bald 60-jährigen abbilden, aber es ist ein Hoffnungsschimmer, ein Hoffnungsschimmer auf bessere Zeiten und wieder bessere Angebote um vielleicht dem Gefängnis Hollywood zu entfliehen. Wenn man es jedoch nicht mit Hamlet hält, dann besteht die Hoffnung darauf das Cage beim Drehen Spaß hatte am tragen der Maske des Wahnsinns. Das tröstende daran nährt sich aus dem Gedanken das dies alles Methode hat. Die Methode Cage.